Graetz Landgraf F39 technische Probleme
Erstellt am 24.01.2010 von Thomas Niebl www.MagischesAuge.de
aktualisiert: 21.12.2010

Problem mit dem UKW-Empfang


Weißer horizontaler Strich



Problem mit dem UKW-Empfang beim Graetz Landgraf F39

Das Gerät habe ich komplett instand gesetzt. Alle schadhaften Kondensatoren wurden ausgetauscht.

Der Fernsehteil ist voll funktionsfähig und läuft ohne Probleme.

Schon bei der ersten Inbetriebnahme des Rundfunkteils ist aufgefallen, dass die Lage der UKW-Sender auf der Skala nicht stimmt. Beim Wechsel verschiedener Antennengebilde (Außenantenne oder nur ein einfacher Draht) empfing man plötzlich einen völlig anderen Sender auf der gleichen Stellung des Drehkondensators. Zusätzlich lag ein modulierter Brumm vor. Nach Austausch der UCC85 war das Brummen beseitigt.

Ein merkwürdiges Störsignal war zu vernehmen, das auch bei zugedrehtem Lautstärkepoti zu hören war. Der UKW-Oszillator schien erhebliche HF-Störungen auszustrahlen, die von der Einstellung des Drehkos und auch von anderen Abstimm-Organen, wie Trimmer und Kerne im UKW-Kästchen (nicht der ZF) abhängig war. Es hörte sich an wie ein Brotzeln.

Zunächst habe ich versucht den Oszillatorkreis mit der Spule L007 auf einen Sender im unteren Bereich (88.8 MHz) und mit dem Trimmer C014 im oberen Bereich (97.8 MHz) auf die Skala ab zu gleichen. Dies gelang mir überhaupt nicht, weil der Oszillator, wenn man ihn mit dem Drehkko von unten nach oben abgestimmte, ab einer bestimmten Frequenz (ca. 96 MHz) irgendwie abriss bzw. umschlug auf eine andere Frequenz. Zwingend wurde dann auch ein völlig anderer Sender empfangen. Auffällig war auch, dass -je nach Stellung des Trimmers C007 für den Zwischenkreis sich der Oszillatorkreis mit dem entsprechenden Trimmer C014 nicht mehr abstimmen lies. Der Trimmer reagierte quasi gar nicht mehr. Auch ein Verstimmen mit der Oszillatorspule L007 war nicht mehr möglich. Trotzdem war aber Empfang vorhanden, wenngleich völlig andere "falsche" Sender (überwiegend solche ab 100 MHz aufwärts) empfangen wurden. Ich schloss daraus, dass die Schaltung unerwünschte Schwingungen verursacht. Daraufhin habe ich folgende Kondensatoren ersetzt:

C005   3pF, C006   100pF, C009   50pF, C010   60pF, C019   120pF, C017   22pf, C011   10pF, C012   15pF, C018   2.5nF
(Geprüfte Bauelemente: R001 30-Ohm, R002 200-Ohm, R004 1M-Ohm, L008, L012)





Durch den Ersatz dieser Kondensatoren änderte sich aber leider gar nichts an der Situation. Ich habe noch ein zweites UKW-Kästchen, welches nahezu baugleich, lediglich mit einer ECC85 (statt UCC85) bestückt ist und statt einer Zwischenfrequenz (ZF) von 5.5 MHz die üblichen 10.7 MHz hat. Dieses hatte ich auf einwandfreie Funktion getestet. Hier entnahm ich dann die beiden Trimmer und auch die Ferritkerne. Auch das half nichts.

Bei einem genaueren Vergleich der beiden UKW-Kästchen sah ich, dass der C012 anders an die UKW-Oszillatorspule im Landgraf angeschlossen (grüner Punkt) war als in meinem UKW-Kästchen mit der ECC85 (roter Punkt, siehe Bild).



Daher machte ich den Versuch und lötete den C012 entsprechend um. Nun war ein einwandfreier Abgleich der Skala möglich. Auch die Eingangsempfindlichkeit lies sich jetzt optimieren, ohne dass sich hierbei der Oszillator verstimmte.

Wenn man einen starken UKW-Sender empfängt, die Außenantenne herauszieht und durch einen Draht ersetzt, passiert genau das Gleiche wie oben beschrieben: Es tritt ein völlig anderer Sender in Erscheinung. Auch eine andere Symmetrier-Weiche (Koax 75 Ohm auf Symetrisch 240 Ohm) löst diesen Missstand aus. Aus irgendwelchen Gründen wirkt sich eine Änderung der "Antennen-Verhältnisse" (Impedanz/Wellenwiderstand) auf den Oszilator aus.

Das geschilderte Problem ist sehr ungewöhnlich und ich habe keine Idee an was es noch liegen könnte.

Der Ausbau des UKW-Kästchens beim Landgraf F39 scheint nicht ganz so einfach zu sein wie bei einem Graetz-Radioempfänger aus dieser Generation, weil es auf einer Montageplatte zusammen mit dem AM-Drehko und der Tastatur installiert ist. Die zu lösende Schraube für das UKW-Kästchen ist offensichtlich nur von der Unterseite der Montageplatte zugänglich. Insofern habe ich es bisher vermieden, das UKW-Kästchen aus zu bauen und auf der Unterseite genauer zu inspizieren.

Link zum Modell (aber anderes Gerät):
Graetz Landgraf F39


Problem Lösung

Zunächst vielen Dank für alle eingegangenen Lösungsvorschläge!

Diese sind wie folgt:

R003 überprüft ?
Ich habe den R003 (125- Ohm) ausgelötet und die darauf befindliche Spule mit ca. 3 Windungen entfernt.
Ein Anschluß des Widerstandes brach ab, denoch konnten 127 Ohm gemessen werden.
Ich wickelte die Spule L003 auf einen neuen 120-Ohm-R und ersetzte das ganze.

"Löten Sie doch einmal den C 010, 60 pF, von der Spule L 004 ab. Schließen Sie an den Kondensator ein Stück Draht als Antenne an und versuchen Sie mit L 007 und Trimmer C 014 ein paar wenige Sender zu empfangen und mit der Skaleneichung deckungsgleich zu bringen".

Nach Ablöten des C010 von L004 ist eine starke Verschiebung der Skala aufgetreten. Dennoch waren viele Sender zu empfangen, wenngleich nicht mehr so gut.
Interessanter Weise ist auch jetzt die gleiche Beeinflussung der Oszillatorfrequenz durch Impedanz-Änderungen der Antenne vorhanden.

Masseverbindungen und Masselötstellen prüfen.
Um dies genauer zu kontrollieren, muss ich das UKW-Kästchen ausbauen.

Am 04.02.2010 habe ich das UKW-Kästchen ausgebaut. Es war gar nicht so schwierig wie ich zunächst vermutete. Eine Mutter, die von der Chassis-Unterseite zugänglich ist, war durch einen Kondensator versteckt. Bevor ich die Mutter löste, fixierte ich das Drehko-Rad mit einer einfachen Lochblechleiste. Das UKW-Kästchen konnte so relativ einfach entnommen werden und ich musste mir um das Skalenseil keine Sorgen machen.

Zunächst reinigte ich das UKW-Kästchen mit Isopropanol und legte es über Nacht in einer kleinen Wanne ein.

Am 05.02.2010 habe ich das UKW-Kästchen zunächst gründlich getrocknet. Ein Probelauf an Labornetzgeräten für Anodenbetriebs- und Heizspannung zeigte -nach wie vor- den Fehler. Durch Zufall sah ich, dass ein grüner keramischer Röhrchen-Kondensator einen kleinen, kaum zu sehenden Riss hatte. Nach Austausch dieses Kondensators war der Fehler verschwunden! Wenn man den neuen Kondensator probeweise durch einseitiges Ablöten von der Chassis-Masse entfernte, trat der Fehler wieder auf.

Um den Fehler weiter nach zu vollziehen, habe ich bei meinem 2. UKW-Kästchen den gleichen Kondensator ebenso abgelötet und es trat auch exakt die gleichen Fehler-Erscheinungen auf.

Es handelt sich um C003 im Schaltplan. Der keramische Röhrchen-Kondensator befindet sich direkt an der Antennen-Eingangsspule auf der Unterseite des UKW-Kästchens.

Es könnte sein, dass einmal ein Blitz in die UKW-Antenne eingeschlagen hat, und der keramische Röhrchen-Kondensator dadurch zerstört wurde.


Weißer horizontaler Strich
Des öfteren trat bei meinem Landgraf F39 ein zeitweiliger Ausfall der Vertikalablenkung auf, so dass das Bild zu einem hellen und weißen horizontalen Strich zusammenfiel. Daraufhin suchte ich die Ursache innerhalb der Vertikal-Ablenkstufe rund um die PCL82. Da Bewegungen des Ablenksteckers ebenfalls einen Einfuß auf die Bildamplitude (Bildhöhe) hatten, entschloss ich mich, die Fassung am Zeilenkäfig aus zu tauschen. Damit war das Problem allerdings nicht gelöst. Hin und wieder trat der weiße Strich wieder auf. Nachdem ich das Gerät in einem anderen Raum aufgestellt hatte, wollte der Fehler nicht mehr verschwinden. Es stellte sich heraus, dass die Ablenkstufe zwar einwandfrei arbeitete, die Verbindung zur Ablenkeinheit offensichtlich fehlte. Nach herausziehen des Ablenksteckers war die Vertikal-Ablenkspule nicht zu messen (unendlich viel Ohm). Ich nahm die Ablenkeinheit von der Bildröhre und öffnete das Gehäuse. Es stellte sich schließlich heraus, dass bei einem Temperaturabhängiger Widerstand ein Draht abgegangen war. Leider war es nicht mehr möglich den Draht wieder an zu löten. Ich entschloss mich dazu dieses Bauteil durch einen Festwiderstand 1.8-Ohm/1Watt zu ersetzen. Nach dem Zusammenbau der Ablenkeinheit war der Fehler beseitigt. Bisher lief das Gerät ohne Probleme bezüglich Bildhöhe, Bildlinearität etc.

Der Fehler ist nicht harmlos, weil ein heller, weißer Strich sich recht schnell in die Leuchtschicht der Bildröhre einbrennen kann! Man sollte den Temperaturabhängigen Widerstand prophylaktisch austauschen und auch die Lötstellen in der Ablenkeinheit nachlösten.



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